Opa Willi – Tradition, Innovation und ein Leben für den Weinbau
Von Wilhelm Hahn inspiriert: Mit Klarheit, Ehrlichkeit und Liebe zur Natur führt Phillip Brummund die Weinbau-Tradition fort – ein Tribut an den Mann, der den Weg ebnete.
Wilhelm Hahn wurde 1933 in Ober-Hilbersheim geboren. Die Ober-Hilbersheimer nannten ihn liebevoll „De Hahne Willi“. Er führte das Weingut als gelernter Landmaschinenmechaniker zwar im Nebenerwerb, eine halbe Sache war es für ihn dennoch nicht. Stets setzte er sich für den Fortschritt im Weinbau ein und behielt gleichzeitig den ökologischen Aspekt im Auge.
So begann er bereits in den 70er-Jahren mit dem Anlegen von Windschutzstreifen entlang der Rebzeilen.
Im geschützten Mikroklima waren die Reben besser vor Spätfrösten geschützt und das Gehölz lieferte Rückzugsorte und Brutplätze für Vögel und andere Nützlinge. Auch mit der Begrünung der Weinberge experimentierte er. Im niederschlagsarmen Rheinhessen keine einfache Aufgabe. Aufgrund der immer stärkeren Mechanisierung im Weinbau jedoch wichtig, um Bodenverdichtungen zu vermeiden. Sein Ziel hatte er immer klar vor Augen: Nur im Einklang mit der Natur erhält man gute Böden, die gesunde Reben fördern. Der Mehraufwand wurde mit ertragreichen Ernten in hoher Qualität belohnt.
Zu einer Zeit, in der man intensiv das Unkraut bekämpfte und nur ein „sauberer“ Weinberg seinem Besitzer alle Ehre machte, hielt man die Ideen meines Großvaters bestenfalls für ausgefallen. Das führte zu der einen oder anderen Diskussion mit Kollegen.
Doch Opa Willi ließ sich nicht irritieren. Denn er betrachtete den Weinberg aus den Augen eines Mechanikers. Er verfolgte die zunehmende Mechanisierung und legte daher neue Weinberge breiter als üblich und mit Begrünung an, um sie Boden schonend mit Maschinen zu bewirtschaften.
Unmögliches wird sofort erledigt. Wunder dauern etwas länger
Er sollte recht behalten. Ende der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts kamen die ersten Schmalspurtraktoren für Weinberge auf den Markt. Sie erleichterten die Bewirtschaftung. Opa Willi erwarb einen Fendt Schmalspurschlepper, den er liebevoll „Gustav“ taufte. Anfangs gab es noch keine Frontlader zu kaufen, daher entwickelte er einen. Seine Erfahrung als Mechaniker-Meister half ihm dabei. Er tüftelte gerne an technischen Lösungen, die man noch nicht kaufen konnte.
Sein Motto war: "Unmögliches wird sofort erledigt. Wunder dauern etwas länger."
Meine Kreativität entstand in Opa's Werkstatt
Als Kind war Gustav für mich das Größte. Auf dem Foto da war ich gerade mal zwei Jahre alt und saß schon am Lenkrad. Ich wollte immer auf den Fahrersitz.
Tatsächlich nutze ich Gustav für bestimmte Einsätze im Weinberg noch heute. Und auch die Werkstatt meines Opas ist noch immer im Einsatz.
Ich kann gar nicht zählen, wie viele Stunden ich als Kind dort verbracht habe. Es war aufregend. Dort durfte ich ganz ich selbst sein und mich ausprobieren. Meine Kreativität und mein Einfallsreichtum, der auch heute noch in die Produktion unserer Weine fließt, haben sich sicherlich damals entwickelt. Denn bei Opa durfte ich tatsächlich alles machen, was ich wollte. Geschimpft hat er eigentlich nicht. Aber um ehrlich zu sein, Opa Willi hatte diese Ausstrahlung - man kam gar nicht auf die Idee, ihm einen Streich zu spielen.
Wilhelm Hahn, Opa Willi, produzierte vor allem trockene und gradlinige Weine, die seinem Naturell entsprachen.
Ehrlich, traditionell und klar mussten sie sein. Vor allem aber mussten sie ihm schmecken, denn warum etwas anbieten, das er selber nicht trinken würde?
Zu seinen Lieblingssorten gehörten Silvaner und Grauburgunder, den man früher noch Ruländer nannte. Der Rotwein-Ausbau war für den Nebenerwerbsbetrieb zu aufwendig. Dennoch mochte er schöne trockene Spätburgunder gerne.
Zu unserem Silvaner habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich habe als kleiner Junge oft mitgeholfen. Diese Tage gehören zu meinen frühen bewussten Erinnerungen an die Arbeit am Weinberg, bei der immer die ganze Familie mit anpackte.
Die Rollen waren damals klar aufgeteilt: Wir Männer haben geschafft und Oma hat uns mit ausreichend Proviant versorgt. Ein frischer Hefekuchen war oft mit im Picknick-Korb.
Es wurde viel gelacht und wir Kinder fühlten uns geborgen und als Teil der Gemeinschaft. Für diese Erinnerungen bin ich sehr dankbar.
Die "Batschkapp" als Markenzeichen
Ob im Weinberg oder im Dorf – den Hahne Willi erkannte man von Weitem an seinen Markenzeichen: der „Batschkapp“ und dem Blaumann, den er tagein, tagaus trug. Er liebte ein gemütliches Essen mit der Familie, ein gutes Glas Wein und Geselligkeit.
Meinem Opa waren die Familie und die Dorfgemeinschaft sehr wichtig. Daher übernahm er auch Verantwortung im Gemeinde- und Verbandsgemeinderat. Seine Devise war, dass man zusammen mehr erreicht als gegeneinander.
Mit meiner Mutter habe ich ihn häufig nach den Sitzungen abgeholt. Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit waren ihm äußerst wichtig. Das hat mich stark beeinflusst und ich versuche, die Philosophie meines Opas und seine Lebensart in den Betrieb mit einfließen zu lassen. Wenn ich vor einer Herausforderung stehe, frage ich mich manchmal: „Wie hätte er das jetzt gelöst?“
Natürlich hatte auch Opa Willi eine Stütze, seine Frau. Da war eine Liebe zwischen den beiden, wie ich sie selten gesehen habe.
Er nannte sie sein „Goldstück“. Wenn Oma heute von ihm erzählt, dann strahlt sie über das ganze Gesicht und ihre Augen lachen.
Es scheint, als wäre die Erinnerung an ihn ihr Lebenselixier. Dieser Verbindung zu ehren haben wir einen der Süßweine aus der Linie Willis Erben „Opa Willi’s Goldstück“ genannt.
Willi's Erben ist das Tribut an meinen Opa
Als Wilhelm Hahn 2002 plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, änderte sich vieles. Doch der Wunsch, dass es für die Familie mit dem Weinbau weiter geht, blieb bestehen.
Der Boden, auf dem unsere Weine wachsen, wurde uns von Opa Willi und meiner Oma vertrauensvoll in die Hände gelegt. Deshalb sehe ich es als meine Lebensaufgabe, die hohe Qualität unserer Weinberge nachhaltig zu erhalten und umweltschonend zu wirtschaften, um weiterhin klare und ehrliche Weine zu produzieren. "Willi's Erben" ist das Tribut an meinen Großvater. Einen Mann, der für Klarheit, Ehrlichkeit, Gemeinschaft und Tradition stand. Ich glaube, Opa Willi wäre sehr stolz zu wissen, dass ich die Weine in seinem Sinn weiterleben lasse.